Hier kommt Teil 2 meines Berichts über das Seminar zur Buchcovergestaltung „Creating Great Bookcovers“ der Onlineplattform für Illustration Society of Visual Storytelling svslearn.com.
Im Rahmen des Seminars habe ich Cover und Illustrationen unter anderem für das Buch „Die Schatzinsel“ gezeichnet.
Teil 1 zur Covergestaltung findet ihr hier: SVS-Workshop Teil 1
Damit ein möglichst breites Spektrum an Buchillustrationen entsteht und weil es bei Illustrationsaufträgen ja oft nicht nur um das Cover geht, gab es in den letzten 3 Wochen des Seminars noch Raum für die Erarbeitung von Illustrationen für den Innenteil. Vorgabe war gute Druckbarkeit in Schwarzweiß, da Bücher vor allem für ältere Kinder oder Jugendliche häufig nicht mit farbigen Illustrationen im Innenteil versehen werden bzw. aus ökonomischen Überlegungen heraus oft „nur“ in Graustufen gedruckt wird.
Die Aufgabe umfasste die Erstellung von 2-3 Spotillustrationen (also Illustrationen, die als freigestellte Grafiken im Textfluss platziert werden können) sowie 1-2 Kapitel-Headern.
Das Vorgehen ist wieder ähnlich wie beim Cover: Text lesen, relevante Szenen ausmachen, Thumbnails als Ideenskizzen erstellen und daraus die Rohskizzen entwickeln und diese Schritt für Schritt zum Finale bringen.
Da mein Cover recht grafisch ist und mit prägnanten Silhouetten arbeitet, wollte ich dies gerne im Innenteil fortführen und habe mich für einen eher comicartigen, reduzierten Stil entschieden. Im weiteren Prozess habe ich dann beschlossen, ganz auf Halbtöne (also Grautöne) zu verzichten. Kniffelig in der Umsetzung, so viel sei verraten ;)
Skizzenstadium:
Bei Spotillustrationen bietet es sich an, das Seitenlayout gleich mit in den Vorskizzen zu integrieren, damit man weiß wie und wo eine Grafik auf einer Buchseite platziert werden kann. Leider habe ich dies in meinen Skizzen nicht beachtet, was mir ein wenig Überarbeitungsaufwand erspart hätte.
Hier meine 2 Skizzen für Kapitel-Headergrafiken sowie 3 Skizzen für Spotillustrationen (Klick aufs Bild für größere Ansicht).
Wie man sieht sind diese noch nicht wirklich aussagekräftig ohne das Seitenlayout zu kennen und würden z.T. auch nur schlecht auf einer Buchseite funktionieren.
Für die verfeinerte Skizze hab ich dieses also mit einbezogen und auch beschlossen, die Halbtöne (Grau) wegzulassen und mich an einer reinen Schwarz-Weiß-Optik zu versuchen. Dafür habe ich zunächst Bleistiftskizzen angefertigt und diese dann digital überarbeitet.
Bleistiftskizzen (Klick aufs Bild für große Ansicht):
Diese Skizzen habe ich dann eingescannt und im Photoshop mit schwarzen Flächen versehen.
Die digitale Überarbeitung macht das Herumprobieren und Experimentieren mit den Flächen leichter.
Mit dem Ergebnis war ich dann doch bereits erstaunlich zufrieden und auch von den Dozenten kam kein Veto. Die einzige Anmerkung war, die Pflanzen im Vordergrund des letzten Bildes etwas weniger prägnant zu machen, um den Fokus nicht vom Skelett abzulenken.
Schön, wenn es so läuft, da ich mich direkt an die Finalisierung machen konnte ohne nochmals ein Skizzenstadium zu durchlaufen.
Finale
Die Reinzeichnung habe ich (wie auch Teile meiner Skizzen) digital vorgenommen. Eigentlich wäre Tusche mein bevorzugtes Medium, doch aus Zeitgründen und weil es Fehler einfach besser verzeiht (und nachträgliche Änderungen, mit denen man bei Buchillustrationen einfach immer noch rechnen muss, besser zu bewerkstelligen sind) bin ich dann doch zum Grafiktablett übergegangen.
Hier die finalen Illustrationen:
Fazit zum Seminar
Direkt vorweg: Das Seminar war eine Offenbarung für mich.
Die Arbeit mit Profiillustratoren, der Austausch mit den Mitschülern, das straffe, wöchentliche Programm und das hohe Maß an kreativem Output über den doch sehr langen Zeitraum von 10 Wochen ist in gleichem Maße fordernd wie herausfordernd. Die beiden Dozenten Lee White und Jaime Zollars sind sowohl fachlich herausragend als auch pädagogisch extrem fähig und nicht zuletzt menschlich einfach sehr sympathisch. Sollte man doch mal an einen toten Punkt gekommen sein (wie bei mir im ersten Skizzenstadium des Covers der Fall), so hatte man spätestens nach dem Review, welches einmal pro Woche für alle Schüler aufgezeichnet wurde, wieder Klarheit und sah die neuen Möglichkeiten. Die Kritik war dabei stets fundiert und begründet, immer konstruktiv und auf den Punkt. Soweit ich das beurteilen kann hat dies jeder im Kurs sehr dankbar angenommen und seine Arbeit dadurch vorantreiben können.
Neben den wöchentlichen Hausaufgaben (den Illustrationsaufträgen zu insgesamt 3 verschiedenen Büchern) mit anschließender, aufgezeichneter Videobesprechung gab es auch jede Woche einen Theorieteil, in dem Lee und Jaime fachlich in die wichtigsten Themen der Buchillustration einführten. Neben dem inhaltlichen Wissen teilten sie dabei auch viel über ihre Erfahrungen aus dem Business, die Arbeit mit Agenten und Verlagen und der alltägliche Wahnsinn, dem man als Illustrator oft genug mit sich selbst am eigenen Zeichentisch ausgeliefert ist.
Wenn man, wie ich, keine künstlerische Ausbildung genossen hat und darüber hinaus nur selten die Möglichkeit, an Workshops teilzunehmen (wie z.B. diesem hier oder auch im letzten September am Comicseminar in Erlangen mit den beiden wunderbaren Dozenten Birgit Weyhe und Flix), dann lernt man die Segnungen einer fundierten Besprechung durch Profis und hilfreiche Anstöße in die richtige Richtung sehr zu schätzen. Wichtig ist die eigene Motivation, an seinen Fähigkeiten zu arbeiten und sich nicht durch eigene Zweifel oder Kritik von außen verunsichern zu lassen, sondern sie anzunehmen und auf die eine oder andere Weise in die Arbeit zu integrieren.
Ich kann jeden, der sich selbst kreativ und fachlich weiterentwickeln will nur empfehlen, an Workshops mit direktem Feedback teilzunehmen. Das ist noch einmal eine ganze andere Qualität als Tutorials, Videoseminare oder Bücher ohne direktes Feedback.
Das Seminar „Creating Great Bookcovers“ der Society of Visual Storytelling kann ich ohne Einschränkungen empfehlen.
Und: nein, ich kriege keine Provision ;)